Wie funktioniert Wiki-Watch wirklich?


Die FAZ insinuiert einen Manipulationsverdacht zwischen einigen wenigen Edits (insbesondere im Artikel „Insulin glargin“) im April / Anfang Mai 2009 (!) und der Bewertung in Wiki-Watch (heute). Dazu ist zu sagen: Der Verdacht ist absurd und haltlos, ebenso wie die anderen Verdächtigungen des freien Autoren und Unternehmensberaters Wittkewitz.

Wie also, liebe FAZ, funktioniert Wiki-Watch?

Wiki-Watch besteht aus zwei Komponenten. Die erste und von uns entwickelte Komponente prüft die Qualität eines jeden hier aufgerufenen Wikipedia-Artikels auf Grund seiner formalen Kriterien.

Die erste und wichtigste ist von Wikipedia definiert:

  • möglichst viele Aussagen mit überprüfbaren Quellen belegt.

Wir haben hinzugefügt:

  • viele Autoren und
  • viele Edits (das ist eine Bedingung dafür, dass der Artikel einen neutralen Standpunkt erhält oder schon hat).

Wiki-Watch zeigt dem Benutzer sofort an, ob der Artikel umstritten ist („edit war“), der für ihn in diesem Augenblick (real time) automatisch überprüft wurde (oder ob die Seite deshalb gesperrt war). Ist das in den letzten 30 Tagen der Fall gewesen, erscheint ein „Achtung“-Zeichen. In Wikipedia gibt es auf der „Artikel“-Seite diese wichtige Information nicht.
Eine Warnung erscheint in Wiki-Watch, solange der Artikel von Wikipedia-Editoren wegen unzureichender Quellen, fehlender Neutralität oder anderer offensichtlicher Qualitätsmängel einen entsprechenden Warn-Baustein eingebaut bekam.
Wiki-Watch misst zudem, wie viele Links aus anderen Wikipedia-Artikeln auf diesen Artikel verweisen (dies folgt der Erfahrung, dass jeder Editor, der eine Verlinkung erstellt, diese überprüft und bei dieser Gelegenheit oft auch den verlinkten Artikel überprüft).
Aus diesen Werten (Zahl der Quellen, Autoren, Edits und Links) erstellt Wiki-Watch automatisch unseren Index mit maximal 5 gelben Sternen. (Dabei gibt es keinerlei etwa manipulative Einwirkungsmöglichkeiten auf die Software und keine Ausnahmeregeln/-listen.) Wie und nach welchen Kriterien das funktioniert, hat Wiki-Watch seit dem  25. Oktober 2010 transparent in unserem Blog und in den FAQs dargelegt.

Um die Relevanz eines Wikipedia-Artikels deutlich zu machen, fügt Wiki-Watch auch noch die Besucherzahlen hinzu (derzeit nur bei Beobachtungszeiträumen zwischen 3 und 30 Tagen).

Die zweite Komponente ist die kluge Software WikiTrust von Forschern an der University of California, Santa Cruz. Sie zeigt an, welchen einzelnen Wörtern in dem Text des Artikels (der als Ganzes von Wiki-Watch formal bewertet wird), nicht getraut werden sollte. Diese nicht vertrauenswürdigen Wörter werden orange hinterlegt.

Wiki-Trust untersucht dazu jedes einzelne Wort in jeder Version des Artikels, prüft dessen Autor und dessen Zuverlässigkeit in Wikipedia. Ist von einem Autor aus anderen Artikeln bekannt, dass dessen Edits wieder gelöscht wurden, so erscheint auch in diesem Artikel die orange Warnfarbe. Ebenfalls orange werden relativ neue Edits hinterlegt – weil hier die Kontrollinstanz anderer Editoren noch fehlt. Erst wenn weitere Edits von erfahrenen und vertrauenswürdigen Editoren gemacht wurden, und diese keine Änderungen vornahmen, verschwindet das Orange.

Diese zusätzliche Software WikiTrust läuft mit Genehmigung der Autoren und vollautomatisch – ohne jede Einflussmöglichkeit von Wiki-Watch. (Warum Wikipedia selbst wohl diese mächtige Ergänzung nicht standardmäßig für alle Nutzer anbietet?)

Kann man – das ist ja eine der Unterstellungen – die Bewertung in Wiki-Watch manipulieren, wenn man die Artikel editiert?

Normale Edits führen in Wiki-Watchs Algorithmus praktisch nicht zu Veränderungen, weil sie, bezogen auf  die Artikellänge kaum relevant sind. Neue Quellen allerdings können schnell zu einer Verbesserung der Teilbewertung „Quellen“ und damit zur Gesamtbewertung führen. Das allerdings ist auch im Interesse von Wikipedia – und unpassende neue Quellen würden sofort auffallen.

In WikiTrust führt jeder neue Edit zunächst einmal dazu, dass sich der Orange-Anteil erhöht – weil neue Einträge zunächst mit der warnenden Hintergrundfarbe erscheinen.

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2 Antworten zu Wie funktioniert Wiki-Watch wirklich?

  1. HP Stein sagt:

    Ist ja schön und gut, hier nochmal die Funktionsweise von WikiWatch darzulegen.

    Diese stand allerdings gar nicht in der Kritik von FAZ und SPON. Es geht vielmehr um das Verhältnis von W. Stock (und seiner Beartungsfirma) zu den Artikeln in Wikipedia. Hie steht der Verdacht der auftragsgemäßen Einflussnahme auf Wikipedia-Artikel zum Thema „Insulin“ für Sanofi-Aventis im Raum. Mittlerweile hat Sanofi-Aventis „erklärt, dass Wolfgang Stock seit Juli 2009 für das Pharmaunternehmen tätig sei.“

    Während Wittkewitz diese Vermutung auch mit Quellen belegen kann, bleibt Herr Stock jeglichen Gegenbeweis schuldig; Ein „absurd und haltlos“ genügt da nicht. Stattdessen wird auf der persönliche Ebene geschossen („freien Autoren und Unternehmensberaters“).

    Es spielt dabei auch keine Rolle, ob das Dokument anonym oder mittels Sockenpuppe erstellt wurde. Dieser Vorwurf ist Augenwischerei. Es wäre empfehlemswert, einmal den Inhalt zu lesen. Hier hann haarklein die tendenziöse Manipulation nachvollzogen werden. Im Übrigen sind Sockenpuppen nicht verboten. Es ist lediglich nicht erlaubt, bestimmte Mehrheiten (zB in Abstimmungen) mit ihnen vorzugaukeln.

    Und wo bleibt die am 02. Juli um 00:17 Uhr auf Facebook großspurig angekündigte „Gegendarstellung in gleicher Größe“?

  2. anonym sagt:

    Seltsam, seltsam: noch vor einer Woche brüstete sich Wittkewitz auf seiner Blog-Seite mit seinen vielfältigen Geschäftsbeziehungen, eben auch zu Schering AG (Pharmakonzern) und damit ein Wettbewerber zu Stock (Sanofi)… Darauf hingewiesen antwortete FAZ-Schreiberling Patrick Bahners, dass dies ja gar nicht der Fall wäre. Solch eine Frechheit, dachte ich und schaute noch einmal auf der Blog-Seite von Wittkewitz nach. Und tatsächlich: der Hinweis auf Schering als Geschäftspartner fehlt eine Woche später. So läuft das also hier in unserer freien Medienrepublik…

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